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Fischer schaffen Lebensraum

1. Grundlagen erarbeiten

Vorhandene Informationen beschaffen
Im ersten Schritt mässen die Grundlagen erarbeitet werden. Je mehr Informationen zum
Gewässer und allfällig bereits geplanter Projekte vorhanden sind, desto effizienter kann die
eigene Zeit eingesetzt werden. Mit guten Grundlagen kann ein Projekt einfacher geplant,
angestossen und dann auch tatsächlich realisiert werden.

Folgende Informationen sollten abgefragt werden:

  • Wie setzt sich der Fischbestand des Gewässers zusammen (Arten, Häufigkeit, Altersstruktur)?

  • Fehlen wichtige Arten (z.B. in ehemaligen Seeforellenlaichgewässern)?

  • Sind bereits Projektvorhaben zur Revitalisierung am Gewässer geplant?

  • Wenn ja: Projektunterlagen verfügbar? Wer ist verantwortlich, Synergien möglich?

  • Gab es in der Vergangenheit Projekte, welche umgesetzt oder gescheitert sind? (Erfahrungen daraus können sehr hilfreich sein!)

  • Wie sieht das Unterhaltskonzept für das Gewässer aus? (Konzept eventuell hinterfragen und verbessern)

  • Gibt es Untersuchungen und schriftliche Dokumentationen zum Gewässerzustand,allfälliger Defizite oder Verbesserungsmöglichkeiten?

  • Gibt es zusätzliches Kartenmaterial zum Gewässer (ökologischer Zustand, eventuell Risikoanalysen Hochwasserschutz, etc.)? (In Ergänzung zum GIS, siehe unten)

  • Wer hat welche Zuständigkeiten/Kompetenzen?

  • Wer kann bei einem Revitalisierungsprojekt Unterstützung liefern?

Bei dieser Gelegenheit können die jeweiligen Stellen und Personen über das angestrebte
Vorhaben informiert werden. Für die spätere Projektausarbeitung hilft es sehr zu wissen, wer
dem Ansinnen positiv oder eher kritisch gegenüber steht. Ausserdem rennt man manchmal
offene Türen ein und findet zusätzliche Verbündete. All dies vereinfacht ein späteres Projekt.
Kartenmaterial und weitere Informationen zum Bach und den angrenzenden Flächen, findet
man für die meisten Kantone bei: geo.admin.ch oder den Geoportalen (GIS) des jeweiligen
Kantons. Verschiedenste Karten wie Parzellenplan, Karten über Kantonale, Kommunale
und Bundes-Naturschutzgebiete und Karten über den Gewässerzustande kann man dort einsehen.

Eigene Informationen erarbeiten

Abhängig von den bereits verfügbaren Informationen (siehe oben), sind zusätzliche eigene
einfache Abklärungen nötig. Diese helfen ein angepasstes Projekt zu entwickeln.

Falls der ökologische Zustand des Gewässers nicht bereits dokumentiert ist, wird empfohlen
anhand eines einfachen Feldprotokolls den IST-Zustand zu erfassen.

Das Feldprotokoll dient dazu, den Bach abschnittsweise immer auf die gleiche Art zu bewerten/analysieren. Ein Muster eines einfachen Feldprotokolls findet sich im Anhang unseres Handbuchs und zum Download als PDF oder Word-Datei hier auf der Webseite. Wichtige Punkte sind der Zustand der Gewässersohle,  Uferböschungen und Gewässerraum, mögliche Wanderhindernisse und die Breiten- und Tiefenvariabilität des Gewässers.

Probleme benennen

Nur wenn der IST-Zustand bekannt ist, können konkrete Probleme klar identifiziert und benannt
werden. Aber auch positive Aspekte des Gewässers sollen dokumentiert werden, damit diese erhalten oder gefördert werden können. Im Idealfall dient als Referenz der natürliche Ursprungszustand des Gewässers. In einer Problemanalyse werden die negativen Punkte klar benannt. Es gibt hierbei verschiedene Lösungswege.
Aus Sicht der Fische ist wichtig, dass das Gewässer über das gesamte Jahr und den gesamten Lebenszyklus eines Fisches betrachtet wird. Als Hilfe kann dabei die, bereits im Kapitel 3 vorgestellte Grafik (unten) zu den Lebensraumansprüchen der Bachforelle genutzt werden. 

Beim Benennen der Problem kann der Lebenszyklus der Bachforelle helfen. Alle aufgeführten Schlüsselfaktorenmüssen sowohl in Qualität, als auch in Quantität erfüllt sein.(Grafik: Fischereiberatungsstelle FIBER, ergänzt mit Informationen)

Sind alle Punkte im Gewässer erfüllt?

Die ermittelten Defizite sollen in einem späteren Schritt mit geeigneten Massnahmen behoben oder entschärft werden.

Beurteilung anhand der Ökomorphologie

Bei grösseren Revitalisierungsprojekten wird oft von der Ökomorphologiestufe am Gewässer gesprochen,
auch auf Gewässerkarten (Geoportalen) von Gemeinden wird diese immer wieder erwähnt.
Der Begriff Ökomorphologie beinhaltet die Beschreibung der strukturellen Gegebenheiten im und
am Gewässer:

  • Wie natürlich oder wie stark verbaut ist das Gewässer?

Auf den meisten Geoportalender Kantone finden sich solche Gewässerkarten, die den Zustand der Gewässer beschreiben. Es gibt 4 Abstufungen, die das Gewässer treffend und einfach beschreiben. Auf Karten sind die Stufenfarblich immer gleich dargestellt.

 

Beim BAFU (www.bafu.admin.ch) kann die Broschüre mit konkreter Anleitung zur Beurteilung eines
Gewässers nach der Ökomorphologie kostenlos heruntergeladen oder in Papierform bestellt werden.
Für einfache Anwendungen genügt ein einfaches Feldprotokoll.

Broschüren:

Methoden zur Untersuchung und Beurteilung der Fliessgewässer: Ökomorphologie Stufe F (flächendeckend)

Strukturen der Fliessgewässer in der Schweiz

Wichtige Anlaufstellen

Bei folgenden kommunalen oder kantonalen Amtsstellen oder Betroffenen können Informationen
eingeholt werden:

  • Fachstelle Fischerei: Ansprechperson i.R. der zuständige Fischereiaufseher

  • Fachstelle Gewässerunterhalt i.R. Tiefbauamt Gemeinde oder Kanton

  • Fachstelle Naturschutz

  • Fischereipächter (Einzelperson oder Verein)

  • Eventuell lokale Umweltschutzvereine und Verbände

  • Eventuell Grundeigentümer

Je nach Kanton können zusätzliche Anlaufstellen nötig sein (z.B. Schwellenkooperation im
Kanton Bern). Als direkter Verbündeter kann oftmals der zuständige Fischereiaufseher weiterhelfen.
Er kennt das Umfeld und allfällig bereits angestrebte Projekte meistens gut.

Hinweis!

  • Im Einzelfall muss abgeschätzt werden, welche Personen zu welchem Zeitpunkt informiertwerden sollen. Es gibt Projekte, bei denen einzelne Personen bereits vorgängig als potentielle «Projekterschwernisse» evaluiert werden können. In diesem Fall ist ein gutes zwischenmenschliches Fingerspitzengefühl nötig. Manchmal ist ein besonders frühzeitiges Herangehenan solche Personen für den Projekterfolg wichtig. Manchmal ist es zielführender zuersteine breite Allianz für das angestrebte Projekt zu erarbeiten. Es gibt dabei kein Allheilmittel.
  • Der Beschrieb des IST-Zustands und die Problemanalyse müssen keine wissenschaftlichen Arbeiten sein. In der Regel genügen einfache Stichworten oder kurze Sätze. Für die Dokumentation gilt oft, dass Bilder mehr sagen als tausend Worte. Insbesondere für die Problemanalyse genügt oft ein Foto je Problem mit kurzem Beschrieb. Je nach dem macht es Sinn einen externen Fachmann zur Hilfe zu bitten. Indem die Probleme möglichst umfangreich dokumentiert werden, können mögliche Ziele (nächster Meilenstein) besser formuliert werden. Zusätzliche Aspekte, wie der ökologische Mehrwert oder der Erholungswert für die Bevölkerung, können wichtige Argumente für die Vermarktung des Projektes sein.